Auf morgen

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Auf Morgen (c) Martin GriesFast freute sie sich, dass der nervige Köter der Frau aus dem Parterre auch heute nach ihr schnappte und rum kläffte. Genau wie der Nachbar aus dem ersten. Mit der feuchten Aussprache und dem Mundgeruch. Er hatte nicht vergessen sie anzublaffen, dass sie ihr Fahrrad aus dem Flur räumen sollte. Sie hatte noch nie ein Fahrrad besessen. Aber das war ihm schon seit drei Jahren nicht klar zu machen. Heute würde sie es bestimmt nicht noch einmal versuchen. Das waren ab morgen vermeidliche Probleme. Genau wie die Entdämonisierungsversuche und gemurmelten Gebete ihrer Mitbewohnerin, oder die Geräusche von Filmen, die sie nie, nie im Leben sehen wollen würde aus der Nachbarwohnung.
Sie hatte eine Liste mit Dingen, die sie nicht vermissen würde, wenn morgen früh der Mietwagen kommen würde. Sie guckte noch einmal nach, ob sie wirklich alles davon hiergelassen hat.
Hatte sie. Viel war es nicht, was sie in die neue Stadt – ihre neue Stadt – mitnehmen würde.
Sie hatte große freundliche Nummern auf die Kartons gemalt. Als kleine Begrüßung für sie in der neuen Wohnung. Alles was sie heute noch machen wollte, war, die Kartons von außen zu beschriften. Sie holte die letzten Vorräte aus ihrem Fach im Kühlschrank und setzte sich mit einem Edding neben die Kartons auf dem Fußboden. Sie guckte in die „1“ und überlegte. „Sachen“ schrieb sie drunter.
Mit dem Korkenzieher eines Vorbewohners machte sie die letzte Flasche auf und goss sich ein. „2 – Sachen“.
Am Ende des Abends hatte sie alle 7 Kartons beschriftet und freute sich vor.

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