der letzte Augenblick

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der letzte Augenblick (c) Martin GriesSie hatte den Schlüssel in der Hand und wusste nicht, worauf sie noch wartete. Sie hatte ihr Leben lang darauf hingearbeitet. Sie wusste früh, dass sie anders träumte als andere. Sie spürte dieses Ziehen an der Seele. Andere halten das Hypothetische eines Traums aus. Sie nicht. Sie sah, was zu tun war und tat es. Sie hatte das notwendige Vermögen verdient und es wieder ausgegeben. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie auch ihre Ehe dafür verkauft.
Ihre Eltern hatten sie auf dem Weg nicht begleitet. Dinge zu ändern, war für sie keine Option, die sie sahen. Ihre Freundinnen verstanden es schon lange nicht mehr. Zweifel von außen hatte sie sich allerdings nie zu eigen gemacht. Sie hatte es gewollt, geplant und geschafft. Umso mehr überrumpelte sie ihr Zögern jetzt. Worauf wartete sie noch?
Sie blickte in sich und spürte, was es war: Es war die Angst vor der gestillten Sehnsucht. Was kam danach? Glückseeligkeit oder ein Loch, dessen Grund nur durchs Stürzen ausgelotet werden konnte. Sie hatte den Schlüssel in der Hand und hatte Angst vor der Antwort.

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