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Bücher & Photos & Prosa-Miniaturen von Martin Gries

Hallo,

ich habe eine Sach-Bilderbuch-Reihe konzipiert und angefangen zu schreiben. Die Reihe soll „Das gibt es doch nicht!“ heißen.

Ich habe mich sehr gefreut, als ein Verlag das erste Buch gekauft hat. Es war ein Verlag, der bekannt dafür ist, dass er sehr schöne Sach-Bilderbücher macht. Der Verlag hat mich bezahlt und hat eine Illustratorin beauftragt erste Entwürfe der Bilder zu machen. Der Verlag hat sogar einen Dummy herstellen lassen. Dann hat der Verlag entschieden, das Buch doch nicht zu drucken.

„Das gibt es doch nicht!“ hätte man denken können. Ich habe das Buch dann einem anderen Verlag zu verkauft. Das war ein sehr, sehr großer Kinderbuchverlag. Der Verlag hat mich bezahlt und hat eine Illustratorin beauftragt erste Entwürfe der Bilder zu machen. Der Verlag hat über einen Dummy nachgedacht. Dann hat der Verlag entschieden das Buch doch nicht zu drucken.

„Das gibt es doch nicht!“

Doch, das gibt es. Und genau das ist auch der Grundgedanke der Serien: „Doch, das gibt es.“

Nun lag das Manuskript viele Jahre in meiner Schublade. Ich habe beschlossen das Buch als Newsletter zu veröffentlichen. Es ist großartig, dass Irmela Schautz mit erlaubt, dafür ihre Bilder zu verwenden. Leider sind es nur zwei geworden. Und weil ich sicher gehen wollte, dass das Buch Kinder auch interessiert, schicke ich jedes Kapitel erst Mari. Und Mari hat mir erlaubt, auch ihre Briefe in dem Newsletter zu veröffentlichen.

Ich wünsche Euch viel Spaß bei „Das gibt es doch nicht! Merkwürdige Meereswesen von A bis Z“. 

Heute: A wie Armleuchteralge

Liebe Mari,
ich habe lange gesammelt, welche merkwürdigen Meereswesen es gibt. Dabei fand ich gar nicht die Wesen merkwürdig - eher waren es ihre Namen. Ich habe den Eindruck, dass Meeresbiologinnen und -biologen Menschen mit einer sehr besonderen Art von Humor sind.
Immer wenn sie ein Tier oder eine Pflanze entdecken, dürfen sie sich einen Namen dafür ausdenken. Manchmal benennen sie ein Tier nach sich selbst. Du könntest also zum Beispiel eine Qualle entdecken und sie „Mariqualle“ nennen. Oder die Forscherinnen und Forscher benennen ihre Entdeckung nach einem Menschen, der ihnen viel bedeutet. Manchmal sind das andere große Gelehrtinnen oder Gelehrten. Manchmal nehmen sie auch die Farbe, die Form oder die Größe, und machen daraus einen Namen. So gibt es zum Beispiel einen Greta-Zwergkäfer, weil die Form der Fühler den Forscher Michael Darby an die Zöpfe von Greta Thunberg erinnert haben.  Manchmal fällt Ihnen aber auch etwas ganz anderes ein und sie geben dem Tier einen Namen, weil es sie an ein Buch oder einen Film erinnert.
Nicht immer kann man nachvollziehen, warum ein Wesen heißt, wie es heißt. Manchmal lädt es mich als Wortspieler auch einfach nur ein, damit zu spielen.
Weil ich aber nicht einfach nur mit Worten spielen wollte, sondern auch richtig Richtiges erzählen wollte, habe ich alles noch einem von der Meeresforscherin Katja Dorschel überprüfen lassen. Ich bin ja selbst kein Meeresforscher und wollte dabei keinen Quatsch schreiben.
Doch ich habe zu jedem Buchstaben auch mit Worten gespielt. Bei diesen Wortspielen habe ich die Schrift ein bisschen zur Seite gekippt. So ungefähr. Das macht es einfacher den Quatsch von dem richtig Richtigen zu unterscheiden. Es könnte sein, dass Deine Eltern Dir bei den Wortspielen die Augen zu halten, weil es aussieht, als wenn ich dauernd Fehler in den Text schreibe. Ich fange nämlich jede Zeile mit einem großen Buchstaben an – auch wenn es einfach nur ein „Und“ mitten in Satz ist. Aber ich darf das. Denn der Quatsch reimt sich und Gedichten darf man das.
Für jeden Buchstaben habe ich ganz viele merkwürdige Namen gefunden. Für das A hätte ich „Affenhaar“ nehmen können - oder den „Anglerfisch“. Das habe ich aber nicht getan. Ich wollte im „ABC der merkwürdigen Meereswesen“ eine schöne Mischung haben. Und ich wollte nicht nur von den Namen aus mischen. Ich wollte auch Kraken und Quallen und Algen und Fische und Meeressäuger und Vögel und Plankton. Große und Kleine. Von hier und von ganz wo anders. 

Deshalb habe ich mich bei dem A für die „Armleuchteralge“ entschieden.
Ich weiß, man soll Kindern keine Beleidigungen oder Beschimpfungen beibringen. Doch manchmal macht es einfach Spaß, eine Regel zu brechen - auch wenn Deine Eltern Dir meine Meereswesen dann vielleicht nicht mehr zu lesen geben.  Du kannst sie aber beruhigen. Es kommt nur eine weitere Beleidigung im Alphabet vor. Die kommt allerdings gleich bei B. Danach kommen nur noch Märchenfiguren, Frisuren, merkwürdige Gegenstände, Berufe und so was vor. Also nichts, wovor Eltern allzu viel Angst haben müssten. Versprochen.
Eigentlich sind Armleuchter Kerzenleuchter, die mehrere Kerzen haben, die auf nur einem Fuß stehen. Doch wusstest Du, dass „Armleuchter“ früher eine Beleidigung war? Damit hat man jemanden beleidigt, der sich nicht besonders geschickt angestellt hat. Vielleicht, weil er oder sie es nur geschafft hat, eine Kerze festzuhalten, ohne einen Fehler zu machen. Das ist natürlich nicht so nett, denn häufig entpuppt sich das, was wir für dumm halten, als schlau - nur haben wir es vielleicht nicht erkannt.   
Allerdings glaube ich gar nicht, dass diejenigen, die sich den Namen „Armleuchteralge“ ausgedacht haben, der Pflanze sagen wollten, dass sie dumm ist. Sie dachten eher an die Form der Kerzenleuchter gedacht haben.


Armleuchteralge
Man sieht ihn ständig Algen raspeln.
Er will sich eine Lampe basteln.
Aber ist das wirklich schlau?
Das weiß keiner so genau.
Noch lang kein Grund, ihn dumm zu nennen.
Vielleicht wird der Leuchter ja brennen
Und seine Arme geben Licht?
Man weiß es nicht!

Armleuchteralgen sehen aus als würde man ganz viele Kerzenleuchter übereinanderstapelt - welche mit richtig vielen Kerzen. Die kleinsten Armleuchteralgen sind so groß wie ein Finger. Die größten wie ein Arm. Es gibt sie schon unvorstellbar lange – seit über 600 Millionen Jahren. Damals gab es nur im Meer Leben. Die Armleuchteralgen sahen als erstes so aus wie die Pflanzen, die später das Land eroberten. Genau wie bei den Tieren gibt es bei Armleuchteralgen Männchen und Weibchen. Allerdings können sie sich auch getrennt voneinander vermehren. Dazu muss keine andere Armleuchteralge in der Nähe sein. So kommt es, dass in der gesamten Ostsee nur Weibchen gibt. Das nächste Männchen ist über 800 Kilometer weit weg.

Früher – und leider auch noch heute - haben Forscherinnen oder Forscher im Boden nach Erdöl gesucht, um daraus Benzin oder Plastik zu machen. Wenn sie auf ihrer Suche versteinerte Armleuchteralgen fanden, haben sie sich gefreut. Die sind ein Zeichen dafür, dass es dort wahrscheinlich Erdöl gibt.

Es wäre schön gewesen, wenn es zu jedem Buchstaben auch noch ein Bild gegeben hätte. Die Künstlerin Irmela Schautz hätte das gerne gemacht. Leider ist nur der Buchstabe D fertig geworden. Kannst Du raten, was das ist?

Herzliche Grüße
Martin


Lieber Martin,
ich habe alles gelesen. Mir gefällt dein Text zur Armleuchteralge sehr gut 👍.
Ich habe mir ein Bild von der Armleuchteralge im Internet angeguckt und mir ist aufgefallen, dass die Armleuchteralge wie ein Schachtelhalm aussieht. Außerdem habe ich mich gefragt ob sie so groß werden kann wie ein Kinderarm oder wie ein Erwachsenenarm.
Ich habe herausgefunden, dass auf dem Bild eine Dekorateurkrabbe zu sehen ist.
Schade dass es nicht noch mehr Bilder gibt!
Lieber Gruß,
deine Mari

Liebe Mari,
wie schön, dass dir der Text gefallen hat. Du hast natürlich Recht. Armleuchteralgen sehen aus wie Schachtelhalme. Die größten werden so lang wie der Arm eines Erwachsenen oder einer Erwachsenen. Sogar noch ein klein bisschen länger - bis zur anderen Schulter.
Es ist klasse, dass Du das „D“ schon entschlüsselt hast. Ich setzte mich jetzt erstmal daran und schreibe das „B“. Es wird nicht der Borstenwurm, der Blausternfisch oder die Blumenkohl Sackzungenschnecke. Ich kann Dir verraten, dass es ein Vogel sein wird. Welche Vögel mit „B“ am Anfang fallen Dir ein?
Herzliche Grüße
Martin

Wenn Euch die erste Folge von "Das gibt es doch nicht!" gefallen hat, freue ich mich, wenn Ihr das weitererzählt.

 

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